Flaschenaufzucht-was du wissen solltest

Fast 6 Monate ist unser kleines Fohlen jetzt alt. Sie ist aufgeweckt, lebensfroh und unglaublich frech. Was man auf den ersten Blick aber nicht sieht: Wir mussten sie mühsam mit der Flasche aufziehen.

Was du drüber wissen solltest, und welche Tips wir haben für das aufziehen von Fohlen erfährst du jetzt hier!

Der Tierarzt konnte die beiden leider auch nicht zusammen bringen?

Eine andere Stute oder eine Aufzucht von Profis ist nicht möglich oder keine Option?

Dann musst du jetzt selber ran!

Am besten versuchst du Mutter und Fohlen trotzdem zusammen zu lassen. So können Sie eine Bindung zueinander aufbauen. 

Unsere Stute wollte ihr Fohlen nicht trinken lassen, trotzdem haben wir sie zusammen gesperrt. Zuerst in den unterstand, dann in das Paddock und dann dürften sie nach ein paar Tagen auch alleine auf die Koppel. (Wenn wir da waren durften sie natürlich raus)

Wenn das Fohlen genug Milch aus der Flasche bekommt wird es auch nicht mehr versuchen am Euter Milch zu suchen, dann hat die Stute meist keinen Grund das Fohlen zu treten. Wenn die Stute das Fohlen überhaupt nicht akzeptiert stellt es am besten mit anderen Fohlen und/oder einem anderen Erwachsenen Tier zusammen.

Anfangs braucht ein Fohlen ca alle 2 Stunden Milch. Das genaue Mischverhältnis findet ihr auf der Verpackung des Fohlenmilchpulvers.

Wichtig ist das ihr auch wirklich Fohlenmilch verwendet!

Und dann heisst es am besten erstmal Abstand halten vom Fohlen. Wenn man von Anfang an ständig bei seinem Fohlen hängt gewöhnt es sich zu sehr an den Menschen und kommt mit seinen Artgenossen vielleicht gar nicht zusammen. Auch wenn es schwer fällt nicht ständig das niedliche Fohlen zu kraulen: macht es nicht! Wartet einige Wochen wenn ihr wisst das sich das Fohlen schon viel mit den Artgenossen beschäftigt.

Die Flasche sollte beim Füttern immer so steil wie möglich gehalten werden. Das kommt am besten an die Natürliche Trinkhaltung ran. Falls das Fohlen beim Trinken oder gleich danach ein schnorchelndes Geräusch von sich geben sollte, Brecht nicht gleich in Panik aus. Das ist ohne zusätzliche Begleiterscheinungen ( Husten, eine laufende Nase etc.) Durch die Trinkhaltung normal. Wenn ihr das bemerkt ruft trotzdem sicherheitshalber bei eurem eigenen Tierarzt an und fragt dort nach! Wenn euch irgendwas ungewöhnliches auffällt fragt am besten IMMER sofort euren Tierarzt.

Fohlen stoßen beim Trinken gegen das Euter der Mutter damit der Milchfluss angeregt wird. Das wird das Fohlen auch beim füttern mit der Flasche tun da dies ein natürlicher Reflex ist. Mittlerweile hat unsere damit aufgehört.

Das ist ganz unterschiedlich, unsere kleine hat nach ein paar Tagen bereits versucht an das Gras zu kommen. Wenn Fohlen bei Erwachsenen Tieren sind gucken sie sich das schnell ab.

Ab der 3-4 Woche kann man zusätzlich schon mal Fohlenstarter anbieten. Dabei muss man Geduld haben weil das Fohlen erstmal nicht genau versteht was es tun soll, und anfangs auch nur ganz wenig frisst. 

Absetzen ist ein heikles Thema. Nicht nur bei Flaschenkindern. Ich würde auf keinen Fall vor dem 6 Lebensmonat absetzen. Am besten zusätzlich Rücksprache mit dem Tierarzt halten, der kann das meist besser abschätzen. Ausserdem sollte das Fohlen eine bestimmte Menge Fohlenstarter Fressen.

Ganz großes und dickes JA! Glücklicherweise sind wir mittlerweile so fortschrittlich das wir in der Lage sind die Fohlenmilch mit allem anzureichern was ein Fohlen so braucht.

Wenn es dann zusätzlich noch Artgenossen hat und viel draussen ist (Wie es sich für alle Fohlen oder Tierkinder gehört!) und spielen und toben kann, dann kann sich das kleine wunderbar genau so entwickeln wie jedes andere Fohlen! 

Ich habe zwei Fohlen, Dalon ist jetzt 1,5 Jahre alt und Hope 6 Monate. Dalon ist ebenfalls mit 6 Monaten abgesetzt worden, wurde aber normal von der Mutter gesäugt.

Auch wenn sie sehr unterschiedlich sind steht Little Hope Dalon in nichts nach.

Sogar mit einem Jahr alters Unterschied spielen die beiden, laufen um die Wette und ärgern sich gegenseitig. Und da ist Hope super mit dabei!

Selbstverständlich kommt das auch davon das sie ab dem ersten Tag raus durfte, zuerst nur mit uns und nach einigen Tagen dann den ganzen Tag. Sie konnte also den ganzen Tag nach Herzenslust toben und spielen wie sie wollte! Das ist wichtig für eine gesunde Entwicklung des Fohlens.

Little Hope ist jetzt fast 6 Monate alt und ist neugierig, aufgeweckt, sie spielt unglaublich gern und viel und ist auch ganz schön frech.

Man muss auch bei Flaschenkindern aufpassen das man ihnen nicht zu viel durchgehen lässt. Leider lässt man sich oft dazu verleiten sie zu niedlich zu finden und deswegen dürfen sie oft alles.

Auch ein Flaschenkind braucht Erziehung Und Regeln!

Die bekommt es in der Herde von der Mutter ja auch! Ansonsten tanzen sie einem ganz schnell auf der Nase rum.

Und zuerst alles durchgehen lassen und später dafür bestrafen ist auch für das Fohlen nicht Fair!

Es wird entzückt geglotzt, begeistert nach Luft geschnappt und am liebsten würde man es selber machen.

Viele Menschen empfinden das mit der Flasche aufziehen als niedlich und schön. 

Aber meint ihr wirklich das es schön ist für ein Fohlen von einem Plastik Gegenstand aufgezogen zu werden? Anstatt einer fürsorglichen, Warmen Stute die immer ein Vorbild ist?

Welche Gründe gibt es denn für eine Flaschenaufzucht?

-Stute zu wenig Milch 

-Stute nimmt Fohlen nicht an

-Stute stirbt bei Geburt 

-Fohlen kann aus irgendwelchen Gründen nicht trinken

-Fohlen ist irgenwie krank

-etc.

Sind das wirklich Gründe bei denen man sagen sollte "Ich will auch mal ein Fohlen mit der Flasche aufziehen!"

Ich glaube nicht, und trotzdem habe ich diese Sätze schon gehört.

Die Menschen sehen halt das Fohlen und denken wie süß es doch ist. Ist ja auch irgendwie klar. Aber Menschen die nichts mit Pferden (Und selten auch die was mit Pferden) zu tun haben fragen so gut wie nie nach warum Little Hope denn mit der Flasche gefüttert wird. Weil es für die nicht relevant ist WIESO.

Das finde ich sehr Schade. Menschen laufen den Hang zur Koppel hoch, trotz mehrfacher (lauter!) Warnung das sie dies nicht dürfen nur um zu sehen wie Hope, noch ganz schmal und winzig, gefüttert wird. Und keiner fragt wieso oder warum, die Frau hat auch noch mit ihren Enkeln gesprochen als wäre es das tollste auf der Welt.

Aber nicht nur für das Fohlen ist es einfach nicht schön. 

Alle 2 Stunden füttern, ständige Sorge, ständig unter Stress und alles muss genau passen.

Ein Fohlen aufzuziehen ist unglaublich viel Stress für einen Menschen. Da kann man nicht einmal sagen "Ach jetzt habe ich keine Lust"

Man ist Müde und genervt.

Und wenn dann Menschen so tun als wäre es so toll ein Fohlen aufzuziehen, dann kann man schon mal ausflippen. 

Glücklicherweise hatte ich in dieser Zeit viel Hilfe von tollen Menschen die mich unterstützt haben!

Auch wenn es schwer fällt während dieser Zeit positiv zu bleiben, wenn man euer kleines Fohlen laufen und spielen seht wird einem warm ums Herz.

Unsere kleine wird, während ich diesen Artikel schreibe, langsam Abgesetzt nach 6 Monaten. Rückblickend muss ich sagen das ich zwar froh bin, andererseits ist sie so schnell groß geworden das ich mir trotz Flasche manchmal wünsche sie wäre noch das kleine flauschige Baby das sie am Anfang war. Es war trotz dem Stress eine großartige Zeit und eine spannende Erfahrung. Und ich wünsche jedem von euch der vielleicht selber grade in dieser schwierigen Situation ist viel Glück, Geduld und Liebe für euch und das Fohlen. Denn auch wenn es am Ende schöner wäre es wäre bei Mami gewesen, lohnt es sich wirklich.

Und auch wenn ich es eigentlich gar nich wollte und es nicht meine Absicht war, habe ich jetzt doch einen kleinen Traum erfüllt bekommen indem ich ein perfektes, gepunktetes Fohlen von meiner absoluten Herzensstute bekommen habe. Und das war es mir definitiv wert!♡